Die Neuen im NaSch-Zoo
oder
Welchen Namen wollen wir uns geben?
Diese schwierige Aufgabe steht vor jeder neuen vierten Klasse der NaSch.
Als Schulanfänger kamen sie in ein bestehendes Ganzes. Katzen, Bellos, Saurier, Käfer, Frösche und Drachen gibt des seit NaSch-Urzeiten. Diese Klassen nahmen die Kinder auf und entließen sie nach 3 Jahren. Jede neue vierte Klasse steht in der NaSch-Tradition, und das heißt, sie wird sich einen Tiernamen geben.
Das ist ein schwieriges Unterfangen und eine echte pädagogische Herausforderung, gilt es doch, einen Namen zu finden, der tragfähig ist. Schließlich wird man bis zur zehnten Klasse mit diesem Namen zurechtkommen müssen. Gut, wenn man ältere, jugendliche Geschwister hat. Da fällt es leichter sich in die eigenen Zukunft hineinzuversetzen. Wie wird das sein in 5, oder gar 6 Jahren? Will ich da immer noch Kaninchen oder Meerschweinchen heißen … und überhaupt: ist denn die Endsilbe „chen“ nicht ohnehin ein Hemmschuh beim Wachsen und Werden?
Da sich die NaSch als Teil und Modell einer demokratischen Gesellschaft versteht, ist es klar, dass diese Namensgebung demokratisch und transparent entschieden werden muss. Es wird nach vielem Abwägen irgendwann zu einer Abstimmung kommen und das heißt, dass ein mehrheitsfähiger Name gefunden werden muss.
So wird die Schule gleich an der ersten Tagen des vierten Schuljahres einmal mehr ein Ort des sozialen Lernens.
Viele der attraktiven Tiernamen gab oder gibt es bereits in der NaSch. Dazu gehören nahezu alle Großkatzen: Tiger, Löwen, Panter, Jaguare, Pumas, Leoparden, Ozelots.
Der neue Klassenname darf natürlich nicht zu lang sein. Man wird diesen Namen bis zum Ende der Klasse 10 sehr, sehr oft hören, sagen und schreiben. Przewalsklpferde, Zwergflusspferde und Spitzmaulnashörner sind für diese Zwecke keine besonders sinnvollen Namen.
Um sich inspirieren zu lassen, lohnt es sich durchaus in den Zoo zu gehen.
So taten es viele Klassen in den zurückliegenden Jahren und ebenso 2014
unsere diesjährigen Viertklässler.
In der Zooschule bekamen die Klassen Informationen zur Geschichte der Tierhaltung und zu den wichtigen Aufgaben moderner Zoos heute. Welchen Beitrag die Zoos zur Bewahrung bedrohter Tierarten leisten und was im Zoo Leipzig für diese Tierarten getan wird, kam ebenfalls zur Sprache. Auf dem anschließenden Zoorundgang erkundeten die Kinder, welche Arten durch Europäische Erhaltungszuchtprogramme gefördert werden. Auf diese Weise lernten die Kinder viele Tierek ennen, an die bisher noch niemand gedacht hatte.
Zurück in der Zooschule fand ein erster Wahlgang statt. Jedes Kind durfte 3 Namen auf einen Zettel schreiben. Diese Zettel wurden öffentlich ausgezählt. Bangen und Hoffen, Jubel und Enttäuschung lagen dicht beieinander. Aus den 3 Namenskandidaten wurde dann in einem abschließenden Wahlgang mit nur einer Stimme pro Wahlberechtigten das entscheidende Tier gewählt.
So wird im Kleinen eingeübt, was im Großen er- und gelebt werden soll.
So sind die Schüler unserer Schule handelnde Personen in wichtigen Entscheidungsprozessen.
Es sind die Spielregeln der Gesellschaft und es ist gut, dass die Schule dafür ein Lernfeld bietet.
Begrüßen wir also die Kowaris und die Warane, unsere beiden Neuen im NaSch-Zoo.
Axel Kästner, Zooschule im Leipziger Zoo.
Sept. 2014